Ein Geschenk Gottes? Pastor Klaus Honermann bezieht Stellung

Der katholische Pastor Klaus Hohnermann äußert sich kopfschüttelnd und sehr nachdenklich über den türkischen Präsidenten Erdogan und den Milität-Putsch in der letzen Woche und bezieht eine klare Stellung. Kann man dieses Ereignis ein Geschenk Gottes nennen?

Klaus Honermann Pastor

Der türkische Präsident Erdogan nennt den Militär-Putsch ein „Geschenk Gottes“.

Wie kann man ein Ereignis, bei dem es Hunderte von Toten und mehr als tausend Verletzte gegeben hat, ein „Geschenk Gottes“ nennen?

Das ist Blasphemie – Gotteslästerung.

Ob ich Gott nun Allah nenne oder anders.

Gott kann kein Töten wollen.

Eine solche Aussage ist Ausdruck dessen, wie R.T. Erdogan denkt:

1. eine politische Aussage: dass er diese Gelegenheit nutzt, um sämtliche politischen Gegner auszuschalten, möglichst mit der Todesstrafe.

2. eine theologische Aussage: dass Allah, dass Gott ihm zu Diensten ist – und nicht umgekehrt.

Präsident Erdogan wird natürlich argumentieren: es geht um das Wohl des türkischen Staates und Volkes.

Aber das hat den Geschmack von Ludwig XIV, jenem absolutistischen französischen Herrschers, der sagte: „L’etat c’est moi.“ – Der Staat bin ich.

Für uns stellt sich die Frage: Was ist denn ein Geschenk Gottes?

Es ist alles, was dem LEBEN dient und uns aufleben lässt.

Es ist alles, was Ausdruck der Liebe ist.

DAS Geschenk Gottes ist nichts Geringeres als GOTT selbst.

In der Eucharistie schenkt sich Jesus selbst, schenkt sich Gott in den Zeichen von Brot und Wein, damit wir selbst als Verwandelte leben können, als Menschen, die sich selbst schenken – und nicht andere über die Klinge springen lassen wie jene sich „Martyrer“ nennenden verblendeten Attentäter.

Jesus wurde von seinen Richtern der Gotteslästerung schuldig gesprochen. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass Gott so menschlich daher kommt. So ganz ohne Macht und Herrschaft.

Jesus selbst sagt: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein (Mk 10,42-43)

Für mich ist es ein Geschenk Gottes, dass wir an einen Gott glauben dürfen, der den

Allmachtphantasien des Menschen entgegen tritt, weil sie Unterdrückung und Zerstörung bringen. Er hat dies getan nicht nur durch Worte, sondern im Leben und Sterben des Jesus von Nazareth – dem „Martyrer“, dem Zeugen Gottes schlecht hin.

Diese Gabe Gottes ist bleibende Aufgabe für uns, die Nähe des menschenfreundlichen Gottes zu bezeugen.

Klaus Honermann