LANUV muss handeln – Interview mit Wolf-Experte

Interview mit Wolf-Experte Jos der Bruin.

Sind Wölfe gefährlich?

Wie schütze ich mein Nutztier und was muss ich machen, wenn mir ein Wolf begegnet?

Wir suchten Kontakt zu den Niederländer Jos der Bruin aus Sonsbeck. Er  beschäftigt sich intensiv seit 25 Jahren mit Wölfen. Sie sind sein Lebensthema. Er spricht ihre Sprache. Im Naturwildpark „Granat“ in Haltern-Lavesum kümmert er sich um diese Tiere. In seinem Haus bei Sonsbeck hat er eine Wolfauffangstation. Er spricht und „heult“ sprichwörtlich mit den Wölfen.

Am Mittwoch trafen sich besorgte Bürger in Gahlen auf dem Niewerther Spielplatz. Die Zahl von gerissenen Nutztieren im Dorf durch einen Wolf hat sich seit April 2018 deutlich erhöht (wir berichteten). Fakt ist, dass es bis dato keine richtigen Statements vonseiten der LANUV – Land für Umwelt und Naturschutz, gibt.

Bürger, Landwirte und Schafzüchter fühlen sich alleine gelassen.

Ohne Anerkennung kein Geld

Ein Problem, was schnellsten aus der Welt geschaffen werden muss, sagt Jos de Bruin. Er ist Vorsitzender und Mitgründer des Landesfachausschuss Wolf NRW (Nabu). „Solange Schermbeck nur als Wolfserwartungsgebiet und nicht als Wolfsgebiet anerkannt ist, gibt es keine Fördergelder vom Staat. LANUV sollte das schneller bearbeiten und anerkennen“.

Joe de Bruin und seine Wölfe
Der Niederländer Jos der Bruin zieht seit 25 Jahren im Naturwildpark „Granat“ in Haltern-Lavesum Wölfe. Foto: privat

Nutztiere müssen geschützt werden

Mit den Fördergeldern könnten Züchter und Landwirte ihre Wiesen und Weiden vor den Wolf schützen. Wenn es nicht, laut de Bruin, dafür schon zu spät ist. Nach jedem Wolfsriss werde es schwieriger, die Nutztiere vor dem Canis Lupus zu schützen. Grund: „Wölfe bevorzugen Nahrung, die am leichtesten zu erbeuten sind. Dazu gehören auch Schafe. Der Wolf in Schermbeck hat sich mittlerweile an die leichte Beute gewöhnt.

Wolf in Schermbeck (
Foto: Pixabay

Leichte Beute

Deshalb wird er später schwer davon abzubringen sein. Sprich: Er wird immer wiederkommen, denn er hat seine positiven Erfahrungen gemacht und sich an den „reich gedeckten Tisch“ gewöhnt und weiß, wie einfach es ist, sich ein Schaf zu holen. „Nur Herdenschutzmaßnahmen mit Elektrozäunen und Herdenschutzhunden wird die Beute für Wölfe wesentlich schwerer und unattraktiver machen“, so de Bruin.

Das aber kostet einiges an Geld und deshalb sei es wichtig, das LANUV das Problem schneller bearbeitet und anerkennt, denn erst dort, wo Wölfe dauerhaft leben, werden die Tierhalter vom Land finanziell bei der Anschaffung von Schutzmaßnahmen unterstützt. „Danach sieht es jedoch definitiv nicht aus“, bedenkt de Bruin.

Mit dem Wolfschutz sollte rechtzeitig begonnen werden. Zum Beispiel Stromzäune von mindestens 1,20 Meter Höhe, da davor, so de Bruin, die Wölfe Angst haben. Dies sei aber auch für Züchter nicht nur eine kostspielige, sondern auch eine aufwendige Sache. Unter anderem müsse das Gras regelmäßig um den Zaun herum gemäht werden, damit es auch bei Nässe besser leitet. Außerdem sollte das stromführende Netz bis zum Boden reichen, damit Wölfe sich nicht unter dem Hindernis durch graben können.

Wolfexperte Jos de Bruin
Wolfexperte Jos de Bruin mit seinen Wölfen. Foto: privat

Ein Mann der Wölfe liebt

Der gebürtige Niederländer zieht seit 25 Jahren Wölfe auf. Im Naturwildpark „Granat“ in Haltern-Lavesum hat Jos de Bruin ein 2800 Quadratmeter großes Wolfsgehege mit Hand-aufgezogenen Tieren. Er liebt Wölfe, wie er selber von sich behauptet. Dass sich Wölfe in den letzten Jahren von Osteuropa Richtung Westen immer ausbreitet haben, ist für ihn nichts Neues, aber er sieht hier auch die Konflikte, die der Wolf mit sich bringt. „Der Wolf ist ein Wandertier und es sieht so, als wenn er im Bereich Schermbeck sesshaft geworden ist. Für den Wolfsliebhaber gibt es keinen Grund, warum der Wolf nicht hier bei uns leben sollte. „Er gehört in die Natur und in unsere Wälder, aber es gibt halt auf Dauer Konflikte mit den Nutztierhaltern. Wir sind das nicht mehr gewohnt“, erklärt de Bruin.

Wie gefährlich ist der Wolf?

Sind die Ängste der Gahlener Bürger begründet, dass der Wolf auch Menschen und Kinder anfallen könnte? Und ist es normal, dass der Wolf tagsüber Tiere reißt?

In dem Gespräch machte de Bruin klar, dass der Wolf keinerlei Interesse an Kinder hat. „Wenn Kinder auf dem Spielplatz sind, schreien und laut sind, bekommt er Panik und verschwindet. Das Gleiche gilt auch bei erwachsenen Menschen. Für wilde Wölfe sind Menschen eine Gefahr. Wenn man auf ihn zuläuft, haut er ab“, erklärt de Bruin.

Dass Wölfe auch tagsüber auf Beutefang gehen, sei nichts besonders. „Zwar ist der Wolf nachtaktiv, aber er ist ein wildes Tier und wenn er fressen möchte, zieht er auch tagsüber los“.

Wolfrudel
Foto: Pixabay

Familiengründung

Das es sich mittlerweile um ein Rudel Wölfe in Schermbeck handelt, schließt de Bruin nicht ganz aus. „Es wäre möglich“. Bis jetzt ist es jedoch noch nicht nachgewiesen und es wird nur von einem Wolf gesprochen. Der aber könnte, wenn er sein Revier markiert hat, spätestens im Winter Zuwachs bekommen. „Die Wölfe suchen sich ein Gebiet aus, wo sie sich sicher fühlen und irgendwann eine Familie gründen können.

Anfang nächstes Jahr könnte es dann sein, dass dann die Familiengründung abgeschlossen ist und es hier ein Rudel mit Welpen gibt“. Auch das sieht de Bruin nicht als große Gefahr für die Bewohner, aber: „Jeder weitere Wolf und auch Haushund wird dann als Konkurrenz angesehen und wenn eine Wolfsfamilie da ist, dann ist das ein weiterer Grund, den Haushund im Wald nicht mehr frei laufen zu lassen“.

Hinzu komme mit den Wolfwelpen dann das große Fressen, denn kleine Wölfe haben viel Hunger. „Deshalb ist es ganz wichtig, dass jetzt rechtzeitig damit angefangen wird, Stromzäune um Weiden und Wiesen zu ziehen, damit der Wolf nicht noch weiteres Nutzvieh reißt, bevor es dann im Frühjahr zu spät ist. Dann sollten alle Kälber und trächtige Kühe besser im Stall bleiben“.

Jos de Bruin geht davon aus, dass mittlerweile 500 bis 600 Wölfe in Deutschland leben.

Kontakt

Wer Fragen rundum Wölfe, Schutz und Spurensuche nach Wölfen auf seinem Grundstück benötigt, der kann sich an den Wolfflüsterer de Bruin persönlich wenden. „Ich weiß, wie der Wolf denkt, ich weiß wie und wohin er geht und ich erkenne die kleinste Spur eines Wolfes“.

Jos de Bruin – Telefon: 02838-910 710
Email: [email protected]
Internet: www.wolf-auffang.de

Petra Bosse

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