Beschädigte Brücke kann nun untersucht werden

Seit gestern ist die Kanalbrücke an der Maassenstraße für motorisierte Fahrzeuge gesperrt

Schermbeck. Seit gestern Morgen um neun Uhr ist die Brücke über den Wesel-Datteln-Kanal an der Maassenstraße für den motorisierten Verkehr gesperrt. Fußgänger und Fahrräder können weiterhin die Brücke benutzen.

Ein Missverständnis herrschte offensichtlich darüber, zu welcher Uhrzeit die Brücke gesperrt werden sollte. So waren mehrere Autofahrer, die zwischen sieben und acht Uhr von der Maassenstraße in die Straße „Im Aap“ abbiegen wollten, überrascht, dass die Brücke noch nicht gesperrt war. „Viele Patienten haben Termine abgesagt oder verlegt“, berichtete die Zahnärztin Britt von Estorff von der Beeinträchtigung ihrer Gahlener Zahnarztpraxis wegen der schlechten Rückkehrmöglichkeiten.

Seit 9 Uhr gestern Morgen kann die Brücke über den Wesel-Datteln-Kanal nur noch von Fußgängern. Fahrradfahrern und anderen nichtmotorisierten Fahrzeugen genutzt werden, und zwar nur noch auf der Westseite (rechts) der Brücke. Foto: Helmut Scheffler

„Hier standen in den letzten Wochen um diese Zeit auch nie mehr als sechs Autos an der Ampel“, berichtete eine Gahlener Geschäftsfrau auf der Fahrt mit ihrem Fahrrad zu ihrem Schermbecker Betrieb. Sie war gestern Morgen nicht die einzige, die die Einbahnstraßenregelung für eine völlig überzogene Maßnahme ansah.

Seit gestern können die Schermbecker zwar die Straße „Im Aap“ als Einbahnstraße in Richtung Gahlen benutzen, aber auf dem Rückweg müssen sie entweder über die A 31 in Dorsten oder aber über die ausgeschilderte Umleitungsstrecke U 4 über Hünxe, Drevenack, Damm und Bricht nach Schermbeck zurückkehren.

Auf der Straße „Im Aap“ dürfen Lkw, die länger als 11 Meter sind, nicht verkehren. Das um 9.14 Uhr entstandene Foto zeigt, dass es in der Einbahnstraße den befürchteten Engpass für den Verkehr nicht gegeben hat. Foto: Helmut Scheffler

Fahrzeuge gezählt

Gestern Morgen wurden zwischen 7.25 und 8.25 Uhr die motorisierten Fahrzeuge gezählt. Von 7.25 Uhr bis 7.55 Uhr fuhren 57 Fahrzeuge von Gahlen aus in Richtung Schermbeck. Von Schermbeck aus in Richtung Gahlen fuhren 58 Fahrzeuge.

Von 7.55 bis 8.25 Uhr waren es 62 Fahrzeuge in Richtung Schermbeck und 43 in Richtung Gahlen. Zu diesem Zeitpunkt war die Brücke noch nicht gesperrt. Wäre sie gesperrt gewesen und alle Fahrzeuge wären – ohne eine Einbahnstraßenregelung – durch die Straße „Im Aap gefahren, dann wären in dieser morgendlichen Hauptverkehrszeit jeweils zwei Fahrzeug pro Minute in eine Richtung gefahren.

Schild entfernen

„Die sollen einfach das Einbahnstraßenschild sofort beseitigen“, empfahl eine verärgerte Gahlenerin, als sie nach 9 Uhr sah, wie wenige Fahrzeuge in beide Richtungen verkehrten, und fügte hinzu, „für so einen Quatsch müssen wir jetzt bis zu 20 Kilometer Umweg fahren.“

Nicht alle sind mit der Einbahnstraßenregelung einverstanden, die ihnen Umweg bis zu 20 Kilometern beschert. Sie zeigten gestern schon einmal, dass auch Platz für den Gegenverkehr ist. Foto: Helmut Scheffler

 

Bedarfsampel

So einfach das Schild wegnehmen, das geht wohl nicht. Die Gemeindeverwaltung hat sich dafür entschieden, den Verkehr durch eine Bedarfsampel zu regeln, damit im Falle eines Einsatzes der Feuerwehr die Straße „Im Aap“ so gesperrt werden kann, das die Feuerwehr freie Durchfahrt hat. „Es ist sicher, dass die Ampel in der nächsten Woche kommt“, teilte Marc Lindemann von der Gemeindeverwaltung gestern Morgen an der Baustelle mit.

Ostseite freigeräumt

Unabhängig von der Art und Weise, wie die Verkehrsregelung in den nächsten Wochen erfolgt, werden die Bauarbeiten an der Brücke durchgeführt. Gestern begann die Dortmunder Firma „Prange Verkehrstechnik“ bereits mit der Verschiebung der bisherigen Verkehrsleiteinrichtungen auf der Brücke in Richtung auf die Westseite. Auf der Ostseite, die nun freigeräumt wurde, hat man mit der Lockerung von 100 Betonplatten begonnen, die ab Mittwoch mit einem mobilen Turmkran entfernt werden sollen. „Die acht Zentimeter dicken Platten sind auf der Unterseite alle gerissen“, begründete Diplom-Ingenieur Günter Franz als Projektleiter für die Brückenunterhaltung beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Duisburg-Meiderich (WSA), die Entfernung der Platten.

Nicht alle sind mit der Einbahnstraßenregelung einverstanden, die ihnen Umweg bis zu 20 Kilometern beschert. Sie zeigten gestern schon einmal, dass auch Platz für den Gegenverkehr ist. Foto: Helmut Scheffler

Am Donnerstag kann dann die unter den Betonplatten liegende Auflagenkonstruktion begutachtet werden. „Das Ziel besteht darin, bis zum Frühjahr 2018 eine neue Gehwegkonstruktion aus Stahl zu montieren“, teilte Franz mit.

Zweiter Arbeitsschritt

Parallel zu dieser Arbeit beginnt wahrscheinlich noch in dieser Woche ein zweiter Arbeitsschritt. „Es werden bis zum Ende der Sommerferien Schäden an statisch relevanten Bauteilen beseitigt“, sagt Franz und fügt hinzu, „es kann sein, dass die Schäden so gravierend sind, dass weitere Instandsetzungsmaßnahmen geplant werden müssen. Schlimmstenfalls kann das sogar zu einem Neubau führen. Das kann dann bis zu sechs Jahren dauern.“

Nach den Sommerferien soll ein Gespräch des WSA mit den Betreibern von Versorgungsleitungen (Wasser, Strom, Gas, Abwasserdruckrohrleitung) geführt werden. In diesem Gespräch geht es auch darum, wie die Mitbenutzung der Brücke durch die jeweiligen Versorgungsanlagen finanziert werden soll. H.Scheffler

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.