Jürgen Höchst: Rede beim Gahlener Erntedankfest

Beim Erntedankfest, das am Sonntagmorgen auf der Wiese vor der Gahlener Dorfmühle stattfand, sprach der Heimatvereinsvorsitzende Jürgen Höchst zu den Besuchern:

Wir wollen die Erntedank-Tradition forttragen und ehren deshalb jedes Jahr hier diesen Erntekranz. Er ist von den Mitgliedern des Heimatvereins gebunden und aufgestellt worden. Die Ernte hierzu wurde von unseren eifrigen Landtechnikfreunden mit ihren historischen Geräten am Tennenfest eingebracht und allen Beteiligten möchte ich hiermit danken.

Dieser Erntekranz soll uns auch daran erinnern, dass unsere Lebensmittel zwar aus dem Lebensmittelladen kommen, dort aber nicht wachsen oder entstehen. Ein schönes erlebnis hatte ich dazu einige tage nach unserem Tennenfest. Ein Vater erzählte mir, wie er mit seinen Kindern dort die Kartoffeln aus dem Ackerboden herausgelesen und geerntet hat. Zu Hause wurden daraus später durch eine gemeinsame Bearbeitung Bratkartoffeln oder Pommes gemacht, die natürlich noch mal so gut geschmeckt haben wie die aus der Pommes-Bude. Das Schöne daran ist, dass den Kindern hierbei spielerisch die „Entstehungskette“ unserer Lebensmittel verständlich wurde und vielleicht sehen sie heute ihre Kartoffelspeisen zukünftig mit ganz anderen Augen!

So soll dieser Erntekranz auch daran erinnern, den Erzeugern unserer lebensmittel zu danken und zu gedenken, den Landwirten. Jedes Jahr aufs Neue bestellen unsere Landwirte ihre Äcker und bringen die Saat aus – und jedes Jahr aufs Neue hoffen sie auf Gottes Unterstützung und bangen um gutes Wetter: nicht zu heiß, nicht zu nass, nicht zu trocken, nicht zu stürmisch, damit ihre Arbeit sich lohnt und nicht umsonst war und die Ernte unseren Lebensunterhalt sichert. Er soll unsere Landwirte und uns aber auch mahnen, selbst unter höchstem Leistungs- und Preisdruck durch die Globalisierung nicht zu verdrängen, wie wichtig eine Artenvielfalt für den Fortbestand unserer Umwelt ist – der Erhalt der Lebensräume, saubere Gewässer und sauberes Grundwasser sowie der verantwortungsvolle Umgang mit Düngemitteln und Pestiziden sind wichtige Bestandteile für den Fortbestand unserer Fauna und Flora, sie gilt es zu erhalten.

An der Gestaltung des Erntedankfestes in Gahlen beteiligten sich mehrere Vereine. Foto: Helmut Scheffler
An der Gestaltung des Erntedankfestes in Gahlen beteiligten sich mehrere Vereine. Foto: Helmut Scheffler

Jeder Mensch auf unserer Erde wünscht sich eine Heimat, in der er mit seiner Familie und seinen Freunden in Sicherheit, Gesundheit und ein wenig Wohlstand und ohne Hunger leben kann. Dieser Kranz soll uns auch daran erinnern – nein mahnen -, dass es nicht selbstverständlich ist, das wir eine solche Heimat haben. Leider gibt es auf der Welt noch viele Regionen, wo die Menschen keine Felder bestellen können, wegen Unwetter, Überschwemmungen oder Krieg keine Ernte einfahren können, sich nicht in Sicherheit und Wohlstand wiegen können, ohne Hunger leben können – wie wir. Wenn wir es nicht schaffen, diesen Menschen zu helfen, auch eine solche Heimat aufzubauen, wird der soziale Unfrieden sich auch auf uns direkt auswirken – die ersten Anzeichen erleben wir gerade in den letzten Tagen und Wochen. Wir haben schon die Deutsche Einheit sehr gut gemeistert, die nächste Herausforderung werden wir ebenso meistern – mit Herz und Hirn.
Wir sehen: Eine große Aufgabe für diesen „Dank- und Mahnbaum“ – deshalb wollen wir ihn mit Gesang und Tanz hier und heute ehren.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.