Schermbecker Netzwerk setzt auf Nachhaltigkeit

Im Schermbecker Netzwerk gibt es bald einen „Reparatur-Service“

Schermbeck. Was macht man mit einem Stuhl, der nur noch drei Beine hat, mit einem Fön, der sich anhört wie ein Düsentriebwerk oder nach dem Umzug feststellt, dass die Gardinen für die neue Wohnung zu lang sind?

Es gibt noch viel mehr Beispiele, die einen Menschen mit zwei linken Händen schlichtweg überfordern, zumal dann, wenn die Lust zum Reparieren ebenso fehlt wie das passende Werkzeug. Häufig landet dann etwas auf dem Müll, das eigentlich mit einem relativ niedrigen Aufwand vor dem Weg in den Schredder hätte bewahrt werden können.

Ab dem 28. August gibt es eine Anlaufstelle im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde an der Kempkesstege, wo man vielleicht versierte fachliche Hilfestellung bekommen kann.

Repair-Café

Die Idee für eine solche Reparaturhilfe hatte das Netzwerk-Mitglied Manfred Hoyer. Er arbeitet in dem Dorstener „Repair-Café“ mit, das nach dem Muster einer niederländischen Initiative zur Nachhaltigkeit fünf Jahre nach der Premiere in Amsterdam im Herbst letzten Jahres eröffnet wurde. „Das können wir im Netzwerk auch“, zeigte sich Manfred Hoyer zuversichtlich und fand schnell Zustimmung beim Netzwerker Ralf Bose. Beiden gelang es, das ehrenamtliche Leitungsteam des Netzwerkes und das Presbyterium der Georgsgemeinde für die Idee zu begeistern.

Als die versicherungsrechtlichen Frage und die Raumfrage geklärt waren, konnte mit der Detailplanung begonnen werden. Aus dem geplanten „Repair-Café“ wurde kurzerhand ein „Reparatur-Service“, der künftig an jedem letzten Freitag im Monat ab 14 Uhr im großen Saal des Gemeindehauses angeboten werden soll.

Pfarrer Dieter Hofmann freut sich, dass Ralf Bose und Manfred Hoyer (v.r.) bereit sind, den „Reparatur-Service“ im Gemeindehaus an der Kempkesstege ab dem 28. August zu starten. RN-Foto Scheffler
Pfarrer Dieter Hofmann freut sich, dass Ralf Bose und Manfred Hoyer (v.r.) bereit sind, den „Reparatur-Service“ im Gemeindehaus an der Kempkesstege ab dem 28. August zu starten. Foto : Helmut Scheffler

Da Manfred Hoyer aus der Elektrobranche kommt, werden sich die ersten Reparaturen auf Elektrogeräte beziehen. Dabei soll es aber nicht bleiben. Es werden ehrenamtliche Helfer aus anderen Branchen gesucht, die mitmachen wollen, sodass über Kurz oder Lang mechanische Geräte ebenso repariert werden können wie Möbelstücke oder alles andere, was vor dem Wegwerfen bewahrt werden soll.

Interessenten können sich per Handy unter 0151 41463247 mit Manfred Hoyer in Verbindung setzen oder per Mail unter [email protected]. Diese E-Mail-Adresse soll künftig auch verwendet werden können, um ein Reparaturproblem schon vor dem Besuch in der Kempkesstege darzustellen.

„Wir wollen keinen Wettbewerb zu heimischen Betrieben aufbauen“, versicherte Pfarrer Dieter Hofmann. Eher gehe es darum, jenen Menschen zu helfen, die in Fachbetrieben erfahren, dass eine Reparatur zu aufwändig sei oder dass man keine Ersatzteile mehr habe. In solchen Fällen wollen die ehrenamtlichen Handwerker besonders gern aktiv werden. Klassische Hilfsfälle dürften Reparaturen lieb gewonnener Gegenstände werden, die man gerne „retten“ möchte. So weit es möglich ist, sollen Helfer und Hilfesuchender gemeinsam ein Problem lösen. Grundsätzlich kann jeder Schermbecker die Hilfe in Anspruch nehmen, aber ganz besonders freut man sich über Hilfesuchende, denen es finanziell nicht so gut geht.

In dem neuen „Reparatur-Service“ sieht Pfarrer Hofmann die Chance, den Netzwerkgedanken zu vertiefen: „Es gibt so viele Fähigkeiten, die man von Leuten im Ruhestand nutzen kann.“
Im Nebenraum soll das „Café Schorsch“, das bislang nur mittwochs geöffnet hat, an den Reparaturtagen ebenfalls geöffnet werden. Auch für diesen Service suchen Manfred Hoyer und Ralf Bose noch ehrenamtliche Helfer.
Zum Nulltarif wird der Reparatur-Service nicht arbeiten. Eine Spende wird erwartet, deren Höhe jeder nach dem Wert bemessen sollte, den er dem reparierten Gegenstand beimisst. H.Sch.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.