Pastor Klaus Honermann: Predigt zu Ostern

______ „Am Ende GOTT“_______

Sie hatten Träume und das Herz voller Hoffnung, dass eine neue Welt im Kommen sei.
Sie glaubten, er sei ihre Zukunft, doch am Kreuz schien alles vorbei.
Verraten, verleugnet, verschanzt hinter Stein, und dann soll er leben, wie kann das sein,
wenn der Tod das Aus und Ende ist und die Hoffnung mit ihm stirbt?

So beginnt ein Lied der Gruppe ashira. Es drückt ziemlich genau das Gefühl der Jünger damals in Jerusalem aus – und auch wohl das unsere in diesen Tagen.

… und dann soll er leben, wie kann das sein, wenn der Tod das Aus und Ende ist und die Hoffnung mit ihm stirbt: in Jerusalem, in Syrien, in Afrika, auf der sog. Balkanroute beiden Terroranschlägen in Brüssel und anderswo? Die mörderische Gewalt und der dahinter stehende Hass hat uns in dieser Woche erneut deutlich gemacht, wie sehr unser Leben bedroht ist und wie sehr der Mensch erlösungsbedürftig ist.

Wir feiern und besingen an Ostern, dass der Tod eben nicht das Aus und Ende ist, auch wenn damals und auch heute zunächst alles dafür spricht. Die Apostel im Abendmahls-saal und die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus dachten: alles aus und vorbei, was wir gehofft und geglaubt haben. Sie hatten ja gesehen, wie Jesus am Kreuz gestorben war. Sie wussten, dass nicht nur sein Leib begraben war, sondern damit auch die Hoffnung auf eine neue, eine andere Welt. Eine Welt, in der Gott und seine Liebe herrschen und nicht politische Interessen und Gewalt.  Seit damals scheint sich nicht viel verändert zu haben, höchstens zum Schlechteren.

Nicht nur die Kirche ist anscheinend am Ende mit ihrem Latein von der Botschaft der gekreuzigten Liebe, sondern Gott selbst ist offenbar am Ende. Der Tod hat das Sagen. Jesus ist grausam gestorben. Kein Scheintod, sondern wirklich gestorben. Und der Vater im Himmel hat nicht eingegriffen – so wie er auch heute nicht von außen eingreift in Syrien und Europa.

Ist Jesus völlig sinnlos gestorben am Ende des Versuchs, Gottes Liebe in der Welt für immer einen Platz zu geben? Ist auch Gottes Plan selbst damit gestorben?

Neulich las ich Folgendes:
Kiera Larsen, eine 10-jährige Schülerin in der kalifornischen Ortschaft Lakeside, spielt mit zwei Kleinkindern, als plötzlich ein schweres Auto auf sie zurollt. Sie stößt die beiden kleinen Mädchen aus dem Weg, um sie zu schützen. Dabei wird sie selbst vom Wagen erfasst und stirbt kurz darauf im Krankenhaus. Das Mädchen ist bei der Rettungsaktion gestorben. Jedoch hat hier nicht der Tod das letzte Wort, sondern ihre Selbstlosigkeit, die unzählige Menschen bewegt.

„Wir sind vom Tod zum Leben hinüber gegangen, weil wir die Schwestern und Brüder lieben.“ sagt der 1. Johannesbrief. (1 Joh 3,14) Ist so Ostern? Dass es zwar Tod gibt und Verderben, aber dass die Liebe stärker ist? Und dass ein zehnjähriges Mädchen sichtbar macht, wie Gottes Geist lebendig ist?

Er ist schon ein wenig verrückt, unser Glaube, unsere Hoffnung: dass Leben sich ausgerechnet im Sterben erweist, dass der Anfang im Ende liegt. Aber so verrückt ist Gott. Er ver-rückt unsere Maßstabe, was Leben und Sterben angeht.

Viele Zeitgenossen halten den Glauben für verrückt, der sagt, dass Jesus, einer der gestorben ist, lebt. Wenn dann der Tod das Letzte ist, dann müssen er und alle Vorboten wie das Altern aufs Äußerste bekämpft werden. Die „Kampfmittel“ sind dabei u.a. Nervengifte wie Botox, damit die äußere Erscheinung „ewige Jugend“ vorspielen kann.
Auch hier sind Maßstäbe, was Leben und Sterben angeht, ver-rückt. In manchen Ländern ist eine ganze Industrie daraus erwachsen. Das ist weder Lebenshilfe noch Hilfe zu einem würdigen Sterben. Mir scheint, das ist verrückt. Und unbarmherzig.

Jedoch zu glauben, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem rein biologischen Leben und dem Leben von Beziehung und Liebe, das durch den leiblichen Tod nicht ungültig wird – im Gegenteil ! – dieser Glaube ist alles andere als unvernünftig. Und er ist barmherzig, denn er gibt u.a. denen eine Chance, die äußerlich gesehen zu kurz kommen.

Kiera Larsen und Menschen wie sie zeigen uns, dass der Verlust des leiblichen Lebens sehr schmerzvoll ist, vor allem für Angehörige und Freunde. Aber der Gewinner ist das Leben selbst.  Zu einen, weil die anderen beiden Kinder dadurch leben können. Aber auch, weil ihr Beispiel unzähligen Menschen die Hoffnung gibt, dass Liebe stärker ist als Tod; dass nicht Hass und Gewalt das letzte Wort haben. Auch wenn Kiera nicht bewusst und überlegt, sondern ganz spontan gehandelt hat, so lässt es uns erkennen, was auf dem Grunde ihre Herzens maßgebend war.

Können wir nicht an ihrem Beispiel ablesen, was es mit der Lebenshingabe Jesu auf sich hat? Er wollte uns das Tor öffnen für jenes Leben, das mehr ist als die Summe all unserer Tage,  das mehr ist, als biometrische Angaben in einem Dokument erfassen. Jesus hat am Kreuz sein Leben gegeben. Im Unterschied zu Kiera hatte er Zeit zum Nachdenken. Er hat sich bewusst entschieden. Seine Liebe für unser Leben. Sein Sterben für unser Leben.

Dieses Leben Gottes war am Kreuz nicht am Ende. Es lebt in jedem von uns, der sich darauf einlässt.

Lassen wir uns unsere Osterhoffnung noch einmal vorsingen von der Gruppe ashira.  Nicht Gott ist am Ende, am Ende ist Gott. Und er ist der Anfang. Gott sei Dank! Halleluja!

Lied einspielen:

Sie hatten Träume und das Herz voller Hoffnung, dass eine neue Welt im Kommen sei.
Sie glaubten, er sei ihre Zukunft, doch am Kreuz schien alles vorbei.
Verraten, verleugnet, verschanzt hinter Stein, und dann soll er leben, wie kann das sein,
wenn der Tod das Aus und Ende ist und die Hoffnung mit ihm stirbt?
Doch nicht Gott ist am Ende, am Ende ist Gott. Nicht Gott ist am Ende, am Ende ist Gott.

Sie waren froh, doch irgendwie auch verloren, sie wussten nicht, wie es jetzt weiter geht.
Am Ende fährt er doch gen Himmel. Es bleibt die Angst: allein schaff’ ich das nie!
Doch dann diese Wehen, dieses Feuer, dieser Drang und all die fremden Sprachen,
wie fängt er das an, dass allein nie ganz allein ist, dass sein Geist in jedem wohnt?
So ist Gott nicht am Ende, am Ende ist Gott. Nicht Gott ist am Ende, am Ende ist Gott.

Und doch fühl ich mich manchmal verlassen, ohne Schutz und ohne sicheren Halt.
Es scheint, als hätt er uns vergessen und unser Leben lässt ihn einfach kalt.
Wenn ich seh‘, was geschieht, und er greift nicht ein, er schaut einfach zu,
wie kann das sein, das sein Bund mit uns Bestand hat, dass sein Reich einst kommen wird?
Ich glaub: Nicht Gott ist am Ende, am Ende ist Gott.
Nicht Gott ist am Ende, am Ende ist Gott. Nicht Gott ist am Ende, am Ende ist Gott.

Klaus Honermann

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.