Kaninchenberge: 30 Eichen müssen weichen

Gemeinde Schermbeck kommt ihrer Verkehrssicherungspflicht jetzt nach

Schermbeck „Aus Schaden wird man klug“, sagt der Volksmund. Nachdem beim letzten Sturm ein Teil eines Eichenbaumes auf das Dach eines Hausbesitzers in der Schetterstraße fiel und dadurch ein Vermögensschaden entstand, möchte die Gemeinde nun ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommen. Mehrere Anlieger drangen massiv darauf, dass Maßnahmen ergriffen werden, die eine Wiederholung eines solchen Schadens vermeiden helfen.

„Ich möchte, dass mit einer Zunge gesprochen wird“, begründete Bürgermeister Mike Rexforth einen kurzfristig anberaumten Ortstermin. Vor der Ratssitzung am Dienstag kamen Vertreter aller Ratsfraktionen zum Waldstück „Kaninchenberge“ zur Schetterstraße, wo Förster Ulrich Körschgen vom Regionalforstamt Niederrhein eine Analyse des Baumbestandes vornahm. Bereits im Vorfeld hatte er – zusammen mit dem Bauhofmitarbeiter Werner Schäfer – 30 Bäume markiert, die deutliche Schäden ausweisen. Ein Großteil liegt in jenem Teil des Waldstückes, der sich im Eigentum der Gemeinde Schermbeck befindet. Der östliche Teil gehört einem privaten Waldbesitzer.

Nach Mitteilung Körschgens ist der Eichenwald im Bereich der Kaninchenberge 80 bis 100 Jahre alt. Der Wald diente lange Zeit hindurch der Niederwaldbewirtschaftung. Die jeweils abgeschnittenen Baumteile oberhalb der Wurzeln wuchsen nach, sind also jünger als der Wurzelbereich. Beim Neuaustrieb teilten sich die meisten Eichen oberhalb des Wurzelbereiches, sodass sich V-förmig ausgebildete Stämme bildeten. Dieser Zwieselbereich sei besonders anfällig, berichtete Körschgen. Insbesondere bei Frost würden Spannungen auftreten. Hinzu komme das Gewicht der auseinander strebenden Baumstammteile. Mächtige Seitenäste der Eichen sind inzwischen in der Höhe schräg über den gesamten Straßenbereich gewachsen und sind wegen ihres hohen Gewichtes bei extrem starken Winden besonders gefährdet. Körschgen vermutet zudem eine Beschädigung der Wurzeln durch den Kanal- und Straßenbau.

Körschgen stellte auch Bäume vor, die unter der so genannten Eichenkomplexerkrankung leiden. Durch sie kommt es zu Baumschäden, deren Entstehung vor allem durch Witterungsextreme in Kombination mit wiederholtem, starkem Blattfraß verursacht wird.

Förster Ulrich Körschgen erläuterte den Ratsmitgliedern während eines Ortstermins die Schäden des Eichenwaldes an der Schetterstraße. RP-Foto Scheffler
Förster Ulrich Körschgen (3.v.l.)  erläuterte den Ratsmitgliedern während eines Ortstermins die Schäden des Eichenwaldes an der Schetterstraße. RP-Foto Scheffler

Die am Ortstermin teilnehmenden Ratsmitglieder waren sich einig, dass schnellstmöglich gehandelt werden muss. Um auch die übrigen Ratsmitglieder in die Entscheidung mit einzubinden, griff Bürgermeister Rexforth das Thema in der Ratssitzung auf. Einig war man sich, dass bei einigen der 30 kranken Bäume sofort gehandelt werden muss. Diese Arbeiten soll der gemeindliche Bauhof übernehmen, weil infolge der starken Sturmschäden derzeit keine Fachunternehmen gewonnen werden können. Sobald man eine Fachfirma beauftragen kann, sollen auch die anderen beschädigten Bäume gefällt werden.

Dem Vorschlag der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Ulrike Trick, das Holz selbst zu vermarkten, will man nicht folgen, weil die entstehenden Verwaltungskosten zu hoch seien und auch die erforderlichen Lagerkapazitäten am Bauhof nicht zur Verfügung stünden. Stattdessen soll das gefällte Holz den Fachfirmen angeboten werden und dadurch ein niedrigerer Arbeitspreis ausgehandelt werden. H. Scheffler

Die Eichen des Waldgebietes "Kaninchenberge" (r.) wachsen und wachsen. Einige haben schon mit ihren Äste die Vorgärten auf der anderen Straßenseite erreicht. Der erste Eichenbaum ist schon auseiennedergebrochen und hat ein Haus beschädigt. Nun will die Gemeinde tätig werden. 30 Eichen sollen weichen. Foto: Helmut Scheffler
Die Eichen des Waldgebietes „Kaninchenberge“ (r.) wachsen und wachsen. Einige haben schon mit ihren Äste die Vorgärten auf der anderen Straßenseite erreicht.
Der erste Eichenbaum ist schon auseinander gebrochen und hat ein Haus beschädigt. Nun will die Gemeinde tätig werden. 30 Eichen sollen weichen. Foto: Helmut Scheffler

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.