Bedeutung der Motte wird immer klarer

Dr. Marion Brüggler (Foto) zu Gast beim Heimat- und Geschichtsverein

Schermbeck Mit einem Vortrag über die Motte, die im vergangenen Jahr im Rahmen der Erschließung des Baugebietes „Am Mühlenbach“ entdeckt wurde, begann am Dienstagabend in der Gaststätte Overkämping die Jahrshauptversammlung des Heimat- und Geschichtsvereins.
Die wissenschaftliche Präsentation der Ausgrabungsarbeiten zwischen Februar und Juni 2014 übernahm Dr. Marion Brüggler von der Außenstelle des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege, das sich die Arbeiten mit der Essener Firma Ocklenburg teilte. Brüggler, die derzeit einen vierseitigen Aufsatz für den neuen Jahrgang der Publikation „Archäologie im Rheinland“ vorbereitet, erläuterte anhand zahlreicher Fotos und Karten die Funde in Schermbeck.
Während die Ausgrabungsergebnisse bereits im letzten Jahr im Rahmen eines Tages der offenen Tür auf der Baustelle vorgestellt wurden, ging es diesmal vor allem um erste Auswertungen auf der Basis durchgeführter wissenschaftlicher Untersuchungen.
Inzwischen steht fest, dass es vor der Anlage einer Motte am Mühlenbach dort bereits eine Siedlung gegeben hat. Diese Siedlung ist aber nicht in der Eisenzeit entstanden, wie eine erste Einschätzung aufgrund von Keramiken ergab, sondern im späten 10. Jahrhundert. Aufgefundene Holzreste von zum Teil sehr großen Gebäuden erlaubten auf der Basis dendrochronologischer Untersuchungen eine zeitliche Eingrenzung zwischen dem 10. Jahrhundert und dem ersten Viertel des 11. Jahrhunderts. Ein Holzstück vom Brunnen erlaubte sogar eine exakte Jahresangabe. Danach wurde der Baum für dieses Holzstück im Winter 1005/06 gefällt.
Brüggler ist überzeugt, dass es einen Zusammenhang zwischen den mittelalterlichen Funden am Gietling in den 1920er-Jahren, dem letztjährigen Grabungsgebiet, einem nicht mehr vorhandenen Hügel an der Burg und einer Motte am Worthuesweg in Overbeck gibt. Deshalb hat sie auch bereits Kontakt zu Universitätsprofessoren aufgenommen, um zu erreichen, dass die mittelalterliche Situation „Scirenbekes“ (= Schermbeck) im Rahmen einer Masterarbeit näher erforscht wird.

Dr. Marion Brüggler informierte über die Ausgrabungen einer Motte im Baugebiet „Am Mühlenbach“ und über erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen. Foto Scheffler
Dr. Marion Brüggler informierte über die Ausgrabungen einer Motte im Baugebiet „Am Mühlenbach“ und über erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen. Foto Scheffler

Mit einer Erinnerung an die verstorbenen Vereinsmitglieder Ernst Stricker und Hannelore Wehmeyer leitete der Vorsitzende Rolf Blankenagel zum Bericht über die Tätigkeiten des Vereins während des vergangenen Jahres über. Dazu gehörten die Einrichtung eines eigenen Internetauftrittes (www.heimatverein-schermbeck.de) und die Organisation der Ausstellung „Schermbeck auf alten Postkarten“ ebenso wie die Herausgabe einer limitierten Auflage eines Postkartenbuches. Der Heimat- und Geschichtsverein beteiligte sich am Richten des Maikranzes und am Hochziehen des Erntekranzes, am Marktplatz der Hilfe und am Umwelttag. Der Verein übernahm die Pflege des Soldatengrabes auf dem Friedhof der Evangelischen Kirchengemeinde Schermbeck.
Nach dem Bericht des Schatzmeisters Alexander Thomann über die Finanzen des 137 Mitglieder zählenden Vereins sollte eigentlich die Auszeichnung von sieben verdienten Vereinsmitgliedern erfolgen, aber das Ehrenzeichen wurde nicht rechtzeitig von der Prägeanstalt fertig gestellt. Nun soll die Ehrung am 17. Mai während der Öffnung des Museums nachgeholt werden.

Schermbeck, Motte
Ein umfangreiches Programm bietet der Verein seinen Mitgliedern in den kommenden Monaten an. Am Freitag wird die Ausstellung „100 Jahre St. Ludgerus“ um 17 Uhr im Heimatmuseum eröffnet. Am Samstag (28.) beginnt um 17 Uhr eine kostenlose Führung durch das Museum und über den historischen Rundwanderweg. Am 11. April leitet Förster Christoph Beemelmans eine Wanderung durch die Uefter Mark. Die Teilnehmer treffen sich um 18 Uhr auf dem Parkplatz Nottkamp. H.Sch.

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Heimatreporter
Unter der Artikel-Kennzeichnung "Heimatreporter" postet der Schermbeck-Dammer Helmut Scheffler seit dem Start dieser Online-Seite im Jahre 2013 Artikel über vergangene und gegenwärtige Entwicklungen der Großgemeinde Schermbeck. Seit 1977 schreibt der inzwischen pensionierte Mathematik- und Erdkundelehrer für Lokalzeitungen. 1990 wurde er freier Mitarbeiter des Lokalfunks "Radio Kreis Wesel", darüber hinaus hat er seit 1976 zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte Schermbecks in niederrheinischen und westfälischen Schriftenreihen veröffentlicht. 32 Jahre lang war er Redakteur des "Schermbecker Schaufenster". Im Jahre 2007 erhielt er für seine niederrheinischen Forschungen den "Rheinland-Taler" des Landschaftsverbandes Rheinland.